Das bisherige Werk
Symbiotische Strickmuster zwischen inniger Liebe und Entwicklungstrauma — Psychodynamik und Behandlung, 2021.
Dass es sich bei symbiotischen Verstrickungen um eine Art Geiselnahme des Kindes handelt, zeigen nicht nur viele Biografien erfolgreicher Künstler, Literaten, Spitzensportler etc. – sie sind ein verbreitetes krankmachendes Phänomen. Aufgrund von traumatischen Erlebnissen eines Elternteils kann es zu einer symbiotischen Bindung an das Kind kommen, das als Instrument der eigenen Bedürfnisse oder Zwänge dient. Solche Bindungsmuster können zu emotionalem Missbrauch degenerieren, was sich negativ auf die Entwicklung der Betroffenen bis ins Erwachsenenalter auswirkt.
Symbiotisch missbrauchte Menschen leiden an den Intimitätsgrenzverletzungen und haben Schwierigkeiten, das Eigene angemessen zu empfinden sowie sich abzugrenzen und mit Aggressionsimpulsen umzugehen. Franco Biondi setzt sich in diesem Buch mit der Psychodynamik symbiotischer Verstrickungsmuster auseinander und bettet sie in die Bindungstheorie, Entwicklungstraumatologie und systemische Ansätze ein. Zahlreiche Behandlungssequenzen veranschaulichen die Thematik und machen Hoffnung, sich von solcherart Verstrickungen befreien zu können.
Abschied der zerschellten Jahre, 2021 (Neubearbeitung).
Mamo, ein junger Inländer ausländischer Abstammung, der in Deutschland aufgewachsen ist, die Schule, die Lehre und einen Schweißerlehrgang absolviert hat, soll wie seine Eltern vor ihm abgeschoben werden. Mit einem Gewehr eines GI’s und Lebensmittel „aus dem Aldi“ verschanzt er sich in seiner Dachwohnung und wartet auf das Abschiebekommando, entschlossen, sich zur Wehr zu setzen. In diesen Tagen des Abwartens erinnert er sich noch einmal an sein bisheriges Leben. Es zeigt sich, dass Mamo Teil der jungen Generation ist. Er hat die gleichen Wünsche und Illusionen und erfährt ähnliche Enttäuschungen wie seine Freunde. Die Novelle ist mehr als die Schilderung eines Einzelschicksals. Sie ist ein sprachliches Feuerwerk und schreitet literarisch neue Wege. (→ Leseprobe)
Die Fremdbestimmten, Novelle, 2020.
Die Novelle will als ein innerer Dialog des Autors mit seinen Figuren gelesen werden – der Selbstmordkandidatin Elektra, dem Telefonseelsorger Cocis, dem Schriftsteller Franco Biondi, der eine solche Novelle schreiben will. Im Mit- und Gegeneinander ihrer Stimmen entfaltet sich eine Handlung, in der „Heiteres und Bitteres“ vereint sind, ein ‚Check up‘ jener ‚Fremde‘ in unserer Gesellschaft, die jeden betrifft. (→ Leseprobe)
Die Unversöhnlichen, Roman. 2015 (Neubearbeitung).
Nach „Zehntausend“ Tagen Leben in Deutschland beschließt Dario Binachi, ein arbeitsloser Sozialarbeiter, nach San Martino zu fahren, um die wirklichen Hintergründe seiner Auswanderung herauszubekommen. Sofort merkt er, dass weder Mutter noch Geschwister und Verwandten ihm Aufschluss geben können; er merkt, dass er durchweg auf seine Erinnerung angewiesen ist. Er beginnt zu schreiben und damit die Lebensgeschichten seiner Vorfahren zu rekonstruieren. Plötzlich erscheint sein Frankfurter Nachbar, Franco Biondi in San Martino auf, von dem er nur weiß, dass er Schriftsteller ist. So erfährt Dario Binachi, dass der Autor auch ein San-Martinianer ist, und fühlt sich von ihm verfolgt. Es entsteht zwischen den Beiden eine Auseinandersetzung um das Werk, die sich mehr und mehr zuspitzt.
Die Vierzahl der Protagonisten, der Schauplätze und Handlungsstränge führen den Leser in einen „Nebelsee“ des Wissens und Vermutens. Lebensgeschichten werden hier zu einem bunt schillernden Mosaik gefügt, wobei die oft fatale Verknüpfung der Schicksale in praller Komik und Tragik dargestellt wird. Die verschiedenen Ebenen der Fiktion und die Brüche in der Erzählerrolle ergeben eine Romanstruktur die ihrerseits labyrinthisch ist. (→ Leseprobe)
Aus der Werkstatt der Sprachverwegenheiten, Essays & Vorträge, 1983-2015.
Der Autor setzt sich in seinen Essays und Vorträgen mit den Unwegsamkeiten der deutschen Sprache und vor allem, wie sich Interkulturalität in den Texten von Autoren nichtdeutscher Sprachherkunft entfaltet.
Kostas stille Jahre, Roman, 2012.
Kostas hat sich nach der Trennung seiner Eltern zum wortkargen und scheuen Einzelgänger entwickelt, der in seinem Beruf als Schaufensterdekorateur und in seinem Hobby beim Tellermalen aufgeht. „Der Roman spiegelt durch seine Figuren das politische, soziale und kulturelle Klima der 80ger und 90ger Jahre wider. Er wirft einen Blick in die unterschiedlichen Gruppen junger Leute, die alternative Lebensweisen in WGs ausprobieren, aber auch auf jene jungen Menschen aus unterschiedlichster kultureller Provenienz, die sich entschieden haben, am Rande der deutschen Gesellschaft eine eigene Welt einzurichten, wo sie gelegentlich in den Drogenkonsum flüchten“ (Ulrike Reeg, scritture migranti n. 4, 2010) (→ Leseprobe)
Vita Emigrata, 2008.
I racconti di questa antologia documentano gli esordi della produzione narrativa di Franco Biondi negli anni settanta e ne testimoniano il particolare sviluppo fino ai primi anni ottanta. Descrivono con sottile realismo le difficoltà di comunicazione esistenti tra stranieri e tedeschi, tematizzando anche le emergenti fratture psicologiche fra emigrato e comunità di origine. Nell'affrontare in chiave finemente psicologica il sentimento di estraneità che si impadronisce dei personaggi, Biondi non tralascia considerazioni più politiche, riflettendo ad esempio sui provvedimenti restrittivi nei confronti degli stranieri. Al lettore viene offerta l'immediatezza di una partecipata descrizione della vita quotidiana e delle condizioni di lavoro degli operai stranieri in Germania, delle fabbriche in cui lavorano, delle baracche in cui vivono, delle stazioni e delle birrerie che frequentano.
Karussellkinder, Roman, 2007.
Dario Binachi, der bereits in den Romanen Die Unversöhnlichen und In deutschen Küchen der Hauptprotagonist ist, tingelt seitdem als Schaustellerkind auf den Rummelplätzen Norditaliens herum. Nach anfänglicher Scheu findet er Anschluss bei Sinti-, Roma- und Schaustellerkindern, die die Welt zwischen Dritti (die Richtigen, die Verschlagenen, die Wanderer) und Gagi (die Hellen, die Sesshaften) strickt unterteilen und ausschließlich in ihrer Welt leben. Der Junge nimmt den Leser mit in seine Zwischenwelt, zwischen Mutter und Vater, Gagi und Dritti, Dritti und Sinti, dem Kindsein und dem Erwachsenwerden. Der Leser ringt mit ihm um Selbstbehauptung, teilt seine Scheu wie seine Entdeckungsfreude in der Welt des herumfahrenden Volkes.
Dieser Roman steht in der Tradition der Entwicklungsliteratur der stilleren Töne. Behutsam und zart wird der Protagonist literarisch gezeichnet. Im Gegensatz zu den Schicksalspüffen und -stößen, denen Dario ausgesetzt ist, behandelt die Sprache des Romans seine Hauptfigur fürsorglich, lässt ihm Platz, sich zu bewegen, reißt ihm nie die Deckung weg, stellt ihn nie bloß. Dieses Buch tut wohl in einer Zeit der kriminalistischen Eventliteratur, die künstliche Salti über die Abgründe macht oder voyeuristisch den Sprung hinein zelebriert... es gründet auf dem Wissen, dass der Einzelne auf seinem Weg in der Welt faszinierend genug ist. (→ Leseprobe)
Giri e rigiri, laufend. Gedichte, 2005.
Zwei Gedichtzyklen, einmal auf Italienisch, einmal auf Deutsch verfasst und jeweils in der anderen Sprache übertragen. Sie sprechen von Liebe, Vergänglichkeit, von Alltag und Abschied und künden von der Verbundenheit des Dichters mit der deutschen Sprache. Nicht weniger entfaltet sich das sinnliche Element der italienischen Sprache. Der Klang der Gedichte zieht auch den des italienischen unkundigen Leser in seinen Bann. (→ Leseprobe)
Der Stau, Roman. 2001.
Milù Migrò lebt in einer kleinen Wohnung und arbeitet als Sozialarbeiter in einer Sozialstation. Die Sozialstation ist für ihn ein Platz, wo Sozialarbeiter um ihre Egomanie wetteifern und wo die Ökonomiefrage mehr und mehr die Sozialarbeit bestimmt, seine Wohnung ist ein Hafen, von wo er vom Fenster aus und via Fernseher die Welt betrachtet. So bescheiden er auch äußerlich lebt, so intensiv ist seine Gefühlswelt. Unfähig, eine dauerhafte Beziehung einzugehen, ist seine Anteilnahme am Schicksal ande- rer Menschen um so stärker. Bis er eines Tages über seine „Personeneinwanderungen“ zu sich selbst zu finden beginnt...
Der Stau ist ein Roman über Deutschland gegen Ende des Jahrtausends. Ein feinsinniges Portrait der psychosozialen Helfer- und Literaturszene voll bizarrer und grotesker Geschehnisse und Persönlichkeiten. Ein multiples Spiel mit schillernden Identitäten. Ein Blick auf die Abgründe menschlicher Existenz. (→ Leseprobe)
In deutschen Küchen (1997) ist ein Bildungsroman und zugleich ein Sittengemälde der unruhigen sechziger Jahre aus der Perspektive Dario Binachi, eines jungen Italieners, der mit seinen Eltern als Arbeitsemigrant in Deutschland ankommt. Da ist Hüttenheim, ein Ort irgendwo im „Wirtschaftswunderland“. Da ist eine Bitumenfabrik, in der Menschen aus verschiedenen Ländern ohne Rücksicht auf die eigene Gesundheit für ein paar Mark malochen – „Brot für die Zähne“, wie der Vater vorschwärmt. Da ist die Küche der Familie Pitz, die zum Schauplatz handgreiflicher Auseinandersetzungen wird. Erst recht, als zwischen Elli, der Tochter der Pitzens, und Dario Binachi eine Liebesgeschichte beginnt... (→ Leseprobe)
Ode an die Fremde, 1995.
Der vorliegende Band enthält Gedichte, die den Zeitraum von 1973 bis 1993 umspannen. Ode an die Fremde kann deshalb als lyrische Geschichte einer Einwanderung, die sich noch immer im Einwanderungsland behaupten muss. Der (erzwungene) Widerstand des lyrischen Ich wird spürbar in einem Sichaufbäumen, das die deutsche Sprache virtuos tanzen lässt. Schon der Titel eines Gedichtes von 1973, „Niemand wird mich zum Metallstück machen“, der fast nur betonte Silben enthält, zeigt eine Sprachspannung, die tatsächlich an ein mühsam zusammengebogenes Metallstück erinnert. (→ Leseprobe)
Die Unversöhnlichen, Roman, 1991.
»Ein Italiener, der inzwischen deutscher Schriftsteller geworden ist, schreibt einen Italien-Roman auf Deutsch. Das ist schlechterdings furios … Der Roman ist ein brillant konstruiertes Spiegelkabinett, das die Figuren mal geträumt-verzerrt bewegt, mal in sich versunken reflektiert; eine essayistische Lektion über Schreiben und Identität allemal. Das Vexierspiel, ob der Held identisch ist mit dem Schriftsteller namens Franco Biondi, von ihm verfolgt oder umgekehrt ihn verfolgend, ist virtuos dirigiert.« (Fritz Raddatz in ›Die Zeit‹).
In »Die Unversöhnlichen« setzt Biondi ein Schreibverfahren ein, das bereits seine früheren Prosatexte kennzeichnete, eine Multiplizierung des Ich, die durch die Erzähltechnik unterstützt wird. Der ständige Wechsel der Perspektive, die mosaikartige Collagierung von Gesprächsfragmenten, die Technik des Rückblicks, des inneren Monologs und der freien indirekten Rede schaffen einen labyrinthischen verzweigten Erzählfluss, eine Polyphonie widerstreitender Stimmen und Erzählstränge, die in eine farbige und formenreiche Bildersprache gebettet sind. (Immacolata Amodeo in ›Kritisches Lexikon zur deutschsprachigen Gegenwartsliteratur‹)
Werkheft Literatur über Franco Biondi, 1989.
Abschied der zerschellten Jahre. Novelle, 1984.
Der Protagonist Mamo ist der Prototyp einer Generation von heranwachsenden Jugendlichen, die sich mit ihrem Leben vor Ort identifizieren und nirgendwo anders leben möchten. Sie gehören zum Land wie das Land zu ihnen, weil sie die Zukunft des Landes übernehmen werden. Mamo ist sich dessen bewusst und geht der von ihm erwarteten Berufsausbildung nach. Ihm wird jedoch die erlebte Zugehörigkeit zu seiner Generation bzw. zum Land versperrt, weil der arbeitslose Vater mit Familie nach 20 Jahren Fabrikarbeit abgeschoben worden ist und sein Pass in Kürze abgelaufen sein wird. Um sich gegen seine Abschiebung ins Niemandsland zu wehren, entscheidet sich Mamo, sich dagegen zu wehren. (Carmine Chiellino)
Die Tarantel, Erzählungen, 1982.
Passavantis Rückkehr, Erzählungen, 1980.
Die Erzählungen des vorliegende Bandes dokumentieren die Anfänge des literarischen Schaffens des Autors. Sie beschreiben mit subtilem Realismus die Schwierigkeiten, die zwischen Einheimischen und Emigranten entstehen, vor allem die Zerbrechlichkeit menschlicher Existenz in der Emigration. Dem Leser wird eine anteilnahmsvolle Beschreibung des Alltags der italienischen Gemeinde in Deutschland in der Mitte der Siebziger, Anfang der Achtziger Jahre des Zwanzigsten Jahrhunderts angeboten.
Nicht nur Gastarbeiterdeutsch, Gedichte, 1979.
In diesen Gedichten watet das lyrische Ich in seinem Gastarbeiteralltag und sucht beharrlich Wege, aus dem Gastarbeitergetto herauszuschlüpfen.
Ein Einblick in die italienische Migrantenliteratur, Essay, 1984.
Isolde e Fernandez, Drama, 1978.
Il presente volumetto fa controteatro. Inizio brechtiano, sparsi spunti kafkiani, vi si descrive il deterioramento di una fibra di lottatore, già robusta, che cede, oramai, alle maglie di una società che, alla perenne ricerca del consenso, finisce per stritolare chi, invece, ha coscienza del contrario. Già lottatore di vaglia, Fernandez ora è al lumicino, sopravissuto al suo stesso mito. Espulso dalla nazione in cui è emigrato e lavora, ha un estremo guizzo: ritorna da clandestino. Ma è il canto del cigno. La sua compagna, Isolde, si è invece maturata, ha acquistato coscienza, ne! frattempo, della sua condizione di donna in un mondo fatto a misura di maschio umano. A questa cultura non riesce a sottrarsi lo stesso Fernandez, pur contestatore, rivoluzionario, critico per tanti altri aspetti, specie ora che è in fase di stanca, che tende alle pantofola, che non sa opporre alla decisa Isolde niente di meglio che un: “Mi vuoi abbandonare?“, lasciandosi andare da un egocentrismo, nel quale in tempi di lucidità non si sarebbe forse rifugiato. Dalla prefazione di Vito d’Adamo
Tra Due Sponde, Poesie, 1978.
Corsa, Verso il mito, poesie, 1976.
R.F.T. - Una favola, Dramma, 1975.